
Die ganze Story
Wirkungsraum
Wann gehen Sie in die Schweiz?
01.07.2025
Manche Fragen verraten mehr über unsere Welt als über den Menschen, dem sie gestellt werden. Die Frage nach einem Gang in die Schweiz höre ich oft. Es ist die euphemistische Frage nach Suizid. Ist es aber wirklich unvorstellbar, dass mein Leben lebenswert sein kann? Nicht der kranke Körper macht das Leben klein, sondern die Strukturen, die keinen Raum lassen. Ich nehme mir diesen Raum und bleibe. Und kämpfe für neue soziale Strukturen, die Leben auch für andere lebenswert halten werden.
Ich weiß, dass meine Tage gezählt sind. Dass mein Körper immer weiter versagt. Dass ich jeden Tag ein Stück mehr verliere von dem, was andere Leben nennen. Ich kenne den Schmerz, die Ohnmacht, das Ausgeliefertsein in einem Körper, der nicht mehr gehorcht.
Und dennoch!
Ich bin glücklich. Nicht, weil es leicht wäre. Nicht, weil ich verdränge. Sondern weil ich mich entschieden habe, mitten hineinzugehen in dieses Leben, das niemand haben will. Weil ich erfahren darf, dass Leid nicht das Ende von Sinn ist, sondern oft sein Anfang. Dass dort, wo alle Stärke versiegt, eine andere Kraft aufblüht: Zuwendung, Mitmenschlichkeit, Humor. Eine radikale, unzerstörbare Liebe zum Leben selbst.
Ich weiß, warum ich hier bin. Ich habe ein großes Wozu. Und das reicht weit über mich hinaus. Es gilt den jungen Menschen, die noch kommen, denen ich Räume bauen möchte, in denen sie wachsen können, zu denen, die sie wirklich sein wollen. Damit sie neue Maßstäbe finden für das, was ein gutes Leben ist, und nicht länger in den alten Formeln von Mehr, Schneller, Weiter gefangen bleiben.
Das ist meine Aufgabe, meine Freude, mein Glück. Und selbst wenn ich dafür ein Leben führen muss, das viele für nicht mehr lebenswert halten – so mache ich es lebenswert. Für andere. Für eine Zukunft, die menschlicher ist.
Und dennoch. Es lohnt sich. Jeden Tag. Ich bleibe.
Damit ich das weiterhin tun kann, brauche ich Menschen, die das möglich machen. Menschen wie Sie.